Pfarrbezirk besucht Gemeinden in Thüringen
Gepostet in Pfarrbezirk von Freddy am 04. März 2024
Strukturelle Unterschiede und doch viele Gemeinsamkeiten.
Pfarrbezirk Künsebeck besucht die Gemeindebezirke Ifta und Creuzburg.
Im Rahmen der Fastenwochen „7 Wochen ohne Alleingänge“ der evangelischen Kirche, hieß es in Woche drei „Mit denen da Drüben“. So machte sich der Pfarrbezirk Künsebeck auf und besuchte die ehemalige Grenzgemeinde Ifta. Mit offenen Armen wurden die 30 Reiselustigen aus Künsebeck und Halle bereits an der Gedenkstätte Baumkreuz an der ehemaligen innerdeutschen Grenze empfangen. Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Ifta und einer der Männer der ersten Stunde des Baumkreuzes, Herr Schwanz, begrüßt die Gruppe zusammen mit Herrn Glock vom Kirchenvorstand aus Ifta. Hier gab es zuerst eine eindrückliche Führung, wie es zu den Zeiten der Teilung an der innerdeutschen Grenze aussah. Einen beeindruckenden Blick bekamen die Künsebecker vom Philipps Hügel. Dieser erstreckt sich auf dem Premiumwanderweg, der zum Grünen Band gehört, direkt vor der hessischen Grenze.
Mit dem Bus ging es weiter in die kleine Kirche in Ifta. Welche die größte barocke Bauernmalerei in Deutschland aufweist. Pfarrerin Susanne Maria Breustedt lud dort zum Mittagesgebet.
Mit einem für die Gemeinde wichtigen Psalm während der Wendezeit, wie sie erläuterte, begann das Gebet. „Mit dir erstürme ich Wälle, mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ – heißt es in Psalm 18. Eine beeindruckende kleine Kirche mit einer interessanten Geschichte, die zeigt, dass sowohl in einer sehr katholisch geprägten Gegend als auch zu DDR Zeiten, die evangelisch lutherische Kirchengemeinde und das Gemeindeleben sich durchgesetzt haben.
Im Anschluss ging es für die Gruppe gut gestärkt weiter nach Creuzburg. Nach dem Mittagessen teilte sich der Künsebeck Trupp auf in die Kirchengemeinden Creuzburg und Ifta. Hier wurde zu Kaffee, Kuchen und einem diakonischen Austausch eingeladen. Die Creuzburger trafen sich im Nikolaitreff, ähnlich dem Café Gegenüber in Halle. Einem Treffpunkt der fünf Tage die Woche geöffnet hat und komplett ehrenamtlich betrieben wird. Die Gruppe, die Ifta besuchte, traf sich im Pfarrgemeindehaus. Auch dies wird aus ehrenamtlicher Arbeit, freiwilligen Spenden und Fördermitteln finanziert. Deutlich wurde, besonders die finanzielle Unterstützung der jeweiligen Landeskirchen macht hier den Unterschied. Die Gemeinsamkeit ist aber auch, dass sowohl Künsebeck als auch Creuzburg und Ifta um ihre Gebäude und ihr Gemeindeleben kämpfen müssen. Die Themen gleichen sich: der Erhalt von Gebäuden, energetische Sanierung, Akquise von Fördermitteln auf der einen Seite, auf der anderen Prävention gegen sexualisierte Gewalt und Fachkräftemangel. Pfarrerin Breustedt, ein Kind der DDR, berichtete aus ihrer Zeit vor der Wende. Und das Kirche hier ein sicherer Ort für Philosophie und Gedankenaustausch war. Nach der Wende kam es dann zu vermehrten Kirchenaustritten. Eine Phase, die in Halle und Künsebeck langsam einsetzt. Und das 35 Jahre später. Auch berichtete sie, dass sich einige der Grenzgemeinde vereinzelt die Grenze wieder herbeiwünschen, war das Leben doch damals vermeintlich ruhiger und sicherer. „Nicht eine Minute“, beschrieb sie ihre eigene klare politische Haltung. Auch nicht eine Minute duldet sie Hass und Hetze und sagt dies auch deutlich in ihren drei Sonntags-Gottesdiensten, die sie für ihre sechs Gemeinden jede Woche hält.
Das Näherzusammenrücken von Gemeinden ist rund um Creuzburg und Ifta schon weiter fortgeschritten, in unserem Kirchenkreis Halle wird gerade erst mit den Personalplanungsräumen dazu der Grundstein gelegt. Doch die Grenzgemeinden zeigen: dieser Zusammenschluss ist nicht das Ende der individuellen Gemeindearbeit, er eröffnet neue Möglichkeiten. Ähnlich wie in Künsebeck funktioniert das Ganze dort nur, da es noch zwei Pfarrer gibt, die Frau Breustedt ehrenamtlich und mit einem kleinen Stundenanteil unterstützen. Ebenso ein großes, ehrenamtliches Team, was sich in den Gemeinden stark engagiert. Hier wird wieder die Gemeinsamkeit sichtbar: Menschen bringen sich ein und können enormes leisten, wenn Ihnen ihre Gemeinde am Herzen liegt. „Nicht allein Jesus liebt mich, kann die Botschaft sein“, machte die Pfarrerin deutlich. Wir müssen klare Haltung zeigen, als Kirche und Gemeinschaft bewusst leben.
Um 17 Uhr hieß es dann Abschied nehmen. Mit einem Abendgebet und Reisesegen in der sehr beliebten Pilgerstätte direkt an der Werrabrücke, der Liboriuskapelle, welche bereits 1499 erbaut wurde und eine wechselhafte Geschichte hat, trafen sich die Ehrenamtlichen aus den Gemeinden rund um Creuzburg mit den Künsebeckern und feierten Andacht bevor es auf die Rückreise ging.
Mit vielen Eindrücken im Herzen und guter Laune ging es zurück nach Künsebeck. Eine Einladung nach Künsebeck wurde ebenfalls ausgesprochen und die Künsker würden uns sehr über einen Besuch der Iftaer und Creuzburger Ehrenamtlichen samt Pfarrerin Breustedt freuen.