Eisige Andacht auf der Deponie
Gepostet in Pfarrbezirk von Freddy am 24. März 2024
Am vergangenen Palmsonntag versammelten sich um 6:30 Uhr Gläubige auf der alten Mülldeponie in Künsebeck, um eine unkonventionelle Andacht zu erleben. Mit Gesängen und Impulsen wurde die Bedeutung dieses besonderen Tages gefeiert.
Die kleine Pilger-Andacht begann mit dem Lied „Wir gehen hinauf nach Jerusalem“, begleitet vom Klang einer Ukulele. An den verschiedenen Stationen der Mülldeponie wurden den Teilnehmern verschiedene Impulse geboten. Eine der Stationen widmete sich der bewegenden Geschichte von Selma Meerbaum-Eisinger. Die junge Dichterin, die während des Holocausts ihr Leben verlor, wurde geehrt und ihre Geschichte durch eine Auslegung von Jana Eisenstein-Schlote lebendig gemacht. An einer weiteren Station wurde die Geschichte von Lots Frau, die zu einer Salzsäule erstarrte, beleuchtet. Diese versteinerten Erinnerungen, passend zum Sammel-Schaukasten der Ammoniten, wurden zum Nachdenken angeregt und durch eine Auslegung was der Blick zurück bedeuten könnte vertieft.
Die Bedeutung wertvollen Bodens wurde an der nächtsten Station verdeutlicht. Presbyterin Saskia Burstädt blickte zurück auf die Zeit, als die Küsterdienste in Künsebeck noch ehrenamtlich durch geführt wurden und es Diskussionen zum Thema Blumenschmuck auf dem Altar gab. Warum Schnittblumen und Topfblumen eine zeitlang die Gemüter beschäftigte. Aber eben auch, was Boden und Erde für die Menschen bedeutet. Die Teilnehmer erkannten, dass Gott alles, was er geschaffen hat, für gut empfand, sogar die Erde und den dreckigen Boden.
Zur musikalischen Untermalung erklang die Melodie von „Der König der Löwen“. Oben auf dem höchsten Platz des Deponiekörper I.
Eine Auslegung zum Thema „Alles, was das Sonnenlicht berührt“ betonte das Licht Gottes in den Menschen. Wie wertvoll das Licht ist, was in den Menschen scheint und auch wie wichtig es ist, dieses Licht in der Dunkelheit weiter zu geben. Als Erinnerung erhielten die Gäste eine kleine Taschenlampen.
An der letzten Station wurde über die Vielfalt der Schöpfung reflektiert, während die Bibelstelle „Alles, was Gott erschaffen hat, ist gut“ vorgelesen wurde. Als kleine Erinnerung erhielten die Teilnehmer Schokoladenkäfer. Eben passend zur Station“was summt und brummt“.
Die Andacht endete im gemeinsamen Gebet des Vaterunser. Nachdem die Gäste wieder sicher unten angekommen waren, genossen die nassen und kalten Wanderer außerhalb der Deponie eine Tasse heißen Kaffee oder Tee und Brezeln, während sie über die besondere Erfahrung nachdachten.
Diese ungewöhnliche Palmsonntagsfeier auf der alten Mülldeponie in Künsebeck wird den Teilnehmern sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben und zeigt, dass Andachten nicht immer in traditionellen Kirchen stattfinden müssen, um spirituell berührend zu sein.