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Reise um 145 Millionen Jahre zurück

Gepostet in IGKB von Freddy am 25. Oktober 2024

Darauf haben Hanna, Constantin und Torben schon die ganze Zeit gewartet: Soeben ist die Teilnehmergruppe der ersten „Amadeus Ammonit“- Führung der VHS Ravensberg auf einer Anhöhe der ehemaligen, renaturierten Künsebecker Mülldeponie angekommen und erblickt eine Fläche mit Kalksteinen, die nur darauf zu warten scheinen, vom Nachwuchs mit Hammer und Meißel bearbeitet zu werden – vielleicht findet sich ja ein seltener Ammonit oder ähnliches ?

„Das wäre schon toll“, sagt Friederike Hegemann, welche die Führung gemeinsam mit Saskia Burstädt konzipiert hat und eingesteht, „dass viele Plätze mittlerweile abgefrühstückt wurden“, jedoch mit Glück versteinerte Seeigel zu finden seien. „Man darf hier auch nur in bestimmten Bereichen nach Fossilien suchen. Alles andere wäre zu gefährlich und wir haben hier auch eine Naturschutzgebiet“, erklärt Hegemann, die den Teilnehmern der Führung zu Beginn einen „Forscher-Rucksack“ ausgehändigt hat, in dem sich unter anderem eine Schutzbrille befindet, um die Augen beim Spalten des Kalkgesteins schützen zu können.

Das Ausprobieren ist natürlich für den Nachwuchs besonders spannend, doch auch sonst handelt es sich bei der Amadeus Ammonit-Führung, welche sich an Kinder im Alter von acht bis elf Jahren richtet, um eine gelungene Veranstaltung, die auch für Eltern viel Wissenswertes bereithält. „Wir begeben uns heute auf eine Zeitreise 145 Millionen Jahre in die Vergangenheit“, sagt Saskia Burstädt, die nicht ohne stolz erwähnt, dass das Gebiet um den Großen Berg mittlerweile Teil des „Unesco Global Geo Park“ geworden ist und immer mehr interessierte Besucher anlockt. Allesamt können sie bestaunen, wie dieser Ort im Laufe der Zeit seine Gestalt gewandelt hat.

Während er in der Kreidezeit noch von einem tropisch-warmen, flachen Meer bedeckt war, in dem sich tierische Bewohner wie Muscheln oder Meeresschnecken tummelten, prägen heute die Mülldeponie und der Kalksteinbruch das Landschaftsbild. Ein Steinbruch mit gut sichtbaren Gesteinsschichten, der seit 1961 vom Kalkwerk Müller betrieben wird, welches mit dem großen Schachtofen, dem „Silbernen Ludwig“ oder wie Friederike Hegemann ihn nennt, den „Künsebecker Eiffelturm“, ein Wahrzeichen des Haller Ortsteils hervorgebracht hat.

Außerdem erzählt Hegemann, dass der Kalksteinbruch einer der ersten war, in dem sich nachweislich ein Uhu angesiedelt hat. „Er wohnt hier immer noch“, sagt die Ortskundige, laut der der Große Berg inzwischen ein Ort sei, den sich die Natur zurückerobert habe und der vielen Insekten und anderen Tieren einen wertvollen Lebensräume biete. So kommen die Teilnehmer der VHS-Führung an diesem Herbsttag also nicht nur in Bewegung, sondern erfahren viel Interessantes zur lokalen, geologischen Geschichte – spielerisch und unterhaltsam.

Quelle: WESTFALEN BLATT / Malte Krammschneider