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Künsbecker kämpfen für einen Supermarkt

Gepostet in IGKB, Lokalpolitik von Freddy am 23. Januar 2020 Tags:

Quelle: Haller Kreisblatt vom 23.01.2020

Es gibt einen Bäcker, zwei Bankfilialen, ein Lottogeschäft und ein umfangreiches gastronomisches Angebot. Wenn der Künsebecker aber mal richtig einkaufen möchte, muss er sich für Waschpulver, Tiefkühlpizza oder Duschgel unweigerlich ins Auto setzen. Das volle Sortiment gibt es nur in einigen Kilometern Entfernung. „Es wird zunehmend schwerer, sich in Künsebeck mit Lebensmitteln zu versorgen“, sagt Friederike Hegemann, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Künsebecker Bürger (IGKB).

Gerade mit Blick auf die Schließung des Euro-Kaufs in seiner bisherigen Form sei, so teilt Hegemann im Namen der IGKB in einem Schreiben an die Bürgermeisterin mit, die Lage „noch dramatischer“ geworden. Viele hätten die Dinge für den alltäglichen Bedarf in dem Supermarkt an der Berliner Straße erstanden. Zwar ist der Weg dorthin kaum kürzer als zu anderen Anbietern, dafür hat man jedoch kurze Wege im Laden und einen Parkplatz direkt vor der Tür.

Einkaufen an der Tankstelle ist zu teuer

„Es gibt kleine Lichtblicke, wie etwa die Mühle“, sagt Hegemann und lobt den kleinen Verkaufsladen des Bioland-Hofs Künsemöller. Dieser sei jedoch nur an drei Tagen die Woche geöffnet und Toilettenpapier oder Shampoo gebe es dort natürlich nicht. Im Notfall gebe es dann nur noch die Jet-Tankstelle mit der Spar-Express-Filiale an der B 68. „Da sprechen wir dann aber von einem hochpreisigen Angebot, das ebenfalls nicht vollständig ist“, sagt Hegemann. Man müsse daher ein gesundes Mittelmaß finden. Der Lebensmittelwagen eines Versmolder Landwirts, der mehrmals die Woche durch die Dellbrügge-Siedlung oder auch oberhalb der B 68 rund um die städtische Kita Künsebeck fährt, ist eine gute Ergänzung, die von Senioren gerne genutzt wird.

„Künsebeck wächst und wird ohne Nahversorger für Senioren und Menschen ohne Pkw immer unattraktiver“, warnt Hegemann. Sie bittet daher die Verwaltung im Namen der IGKB, die Ansiedelung eines Lebensmittelhändlers in Künsebeck zu überprüfen. „Wir möchten nicht, dass eine fehlende Grundversorgung Senioren zum Umzug zwingt“, sagt Hegemann.

„Das Thema ist sehr komplex und bedarf einer differenzierten Betrachtung“, erklärt Michael Flohr vom Bauamt der Stadt Halle. Das Schreiben der IGKB liege der Stadt bereits vor und man werde die Möglichkeiten intensiv prüfen. „Wir sind nicht abgeneigt, Künsebeck mit Nahversorgung auszustatten“, sagt Flohr. Man habe nach wie vor ein Reservegrundstück zwischen Bahnlinie und Kreisstraße, für das man bereits vor einigen Jahren erfolglos einen Investor gesucht habe. Und genau dort liege auch das Problem. Die Fläche sei da, die Notwendigkeit wohl auch, aber es bedürfe halt eines Investors, der seinen Markt an den südöstlichen Stadtrand platzieren wolle.

„Zeit der kleinen Dorfläden ist vorbei“

„Zusätzlicher Einzelhandel ist immer positiv und er macht einen Ort attraktiver und wettbewerbsfähiger“, sagt Sigrun Lohmeyer, Vorsitzende der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft (HIW). Ein Supermarkt sei sicherlich ein Gewinn für Künsebeck. „Es liegt dann aber in den Händen der Bürger, solch einen Markt zu halten“, sagt Lohmeyer. Es reiche nicht, in den kleineren Laden nur dann zu gehen, wenn man mal was vergessen habe.

Obwohl die Kundschaft im Euro-Kauf schon am Vormittag des ersten Ausverkaufstages fast die komplette Ware zum halben Preis weggekauft hat und viele ihr Bedauern über den Wegfall der Frischetheke und des Komplettangebots bedauerten, hält Inhaber Lothar Keminer-Hogreve an seinem Konzept fest. „Wir möchten mit unserem Angebot Nahversorger bleiben“, sagt Keminer-Hogreve. Man sei weiterhin an einem Grundstück für einen neuen Markt interessiert, habe aber die Fühler bisher nicht in Richtung Künsebeck ausgestreckt. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Die Zeit von kleinen Dorfläden ist aber wohl vorbei“, sagt Keminer-Hogreve.

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