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100 Jahre die „weinende Mutter“

Gepostet in IGKB, Pfarrbezirk von Freddy am 23. Oktober 2022

Vor einhundert Jahren, gut einen Kilometer von dem heutigen Standort des Mahnmals in Künsebeck entfernt, fand bei herrlichem Herbstwetter die Einweihung des Denkmals zur Erinnerung an die gefallenen Künsebecker statt. Hauptlehrer Brinkmeier ergreift das Wort an die Anwesenden. „Aber das Denkmal soll nicht nur dem Gedächtnis der gefallenen Helden unseres Dorfes gelten, es soll nicht nur uns Lebenden eine Erinnerung sein, […] es soll auch unseren Kindern und Kindeskindern […] vor Augen stellen […] wie die Männer unseres Dorfes […] ihr Leben geopfert haben.“

Die Rede von vor einhundert Jahren ist nicht heroisch und auch nicht nationalistisch für die damalige Zeit. Sie schildert, was die Soldaten und dessen Familien durchmachen mussten. Die Frage nach dem „Warum“ wird aufgeworfen, eine Erklärung wird kaum gefunden.

Die Frage nach dem „Warum“ ist aktueller denn je. So versuchen die Initiatoren von Haller Zeiträume, der IGKB und Pfarrbezirk den Anwesenden bildlich zu vermitteln, dass Krieg und dessen Folgen jeden immer und überall treffen kann.

Die Feierstunde zeigt die Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf und die Initiatoren schaffen es, diese gewichtigen Abschnitte in Verbindung zu setzen. So begrüßt Friederike Hegemann für die IGKB die Gäste und schildert welche Bedeutung die „weinende Mutter“ für viele Künsebecker hat. Und dass niemand ihre wahren Gefühle wirklich kennt, denn sie stützt ihr Gesicht in ihre Hände und zeigt sich nicht.

„Die Künsebecker waren eben immer schon anders,“ beginnt Dr. Katja Kosubek, Leiterin der Haller Zeiträume, die Geschichte zum Mahnmal. Damit behält sie absolut Recht! Denn sie bringt die besondere geschichtliche Bedeutung des Denkmals zum Ausdruck. „Für die damalige Zeit eine absolute Ausnahme“. Keine Findlinge aufgetürmt mit einem großen Adler auf der Spitze, sondern die Leidenen, die zurück Gebliebenen.

Mit in die Vergangenheit nehmen Silke Fronemann und Christa Ziebe die Besucher*innen auf eine Reise durch die Geschichte. Christa Ziebe berichtet von ihrer Flucht nach dem 2. Weltkrieg. Und welches Leid Krieg und Flucht mit sich bringen. Sie hat eine besondere Beziehung zu dem Denkmal, immer wenn sie an ihm vorbei geht, muss sie an ihre Mutter denken, berichtet sie. Wie trauernd und sorgenvoll ihre Mutter nach und während der Flucht war, und die kleinen Geschwister, die ihrer Mutter am Rock hingen. Es wird sehr persönlich und anschaulich, was Krieg den Menschen antut.

Pfarrerin Karin Hanke nimmt in ihrer Andacht Bezug auf die Mutter, aber auch die Kinder. Die in ihrer größten Not doch auf Gott vertrauen können. In 1. Mose 16 ist die Magd Hagar allein und ausgeliefert. Sie weiß in ihrer schweren Zeit. „Da ist ein Gott der sie sieht.“ Menschen können auf Gott vertrauen, so die Pfarrerin, er schaut auf die Welt und die Menschen, er lässt sie nicht allein.

Anschließend verweist Jana Eisenstein-Schlote auf die Aktualität und Auswirkungen. Denn betroffen ist jeder, ausnahmslos. Um Gemeinschaft zu versinnbildlichen, wird ein Seil durch die Reihen gereicht, an dessen sich jeder festhält. So wird die Gemeinschaft aber auch die Verbindung aller zum Krieg in den Händen spürbar. „Kriegsfolgen können jeden treffen und verbleiben in der Erinnerung,“ begleitet Jana Eisenstein-Schlote das Durchreichen des Seiles. Dazu singen die Anwesenden das Antikriegslied „Sag mir wo die Blumen sind“, das Lied im deutschen eher bekannt von Marlene Dietrich, ist ukrainischer Herkunft.

Nach einer Schweigeminute, in der alle Anwesenden still für sich der „Weinenden Mutter“ gedenken können, endet die kleine Feierstunde mit einem Segen und dem Ausklang des Posaunenchores.

Im Anschluss mag niemand so wirklich gehen; es ist da noch Bedarf nach Gesprächen. Sind da noch offene Fragen. So bleiben viele der Gäste noch eine Weile am Denkmal stehen. Sie halten inne, suchen das Gespräch mit dem Sitznachbarn oder streifen durch das bunte Herbstlaub unter den Eichen an der Grundschule Künsebeck.

Wer mehr über das Denkmal erfahren möchte, kann dies im virtuellen Museum der Stadt Halle nachlesen. Unter: https://www.haller-zeitraeume.de/exponate/weinende-mutter-denkmal