Vom Müllberg zum Biotop
Gepostet in Allgemein von Freddy am 09. Juni 2009 Tags: Allgemeines, Biotop, Dr. Uwe Schlichting, Müllberg, Mülldeponie
Der samstägliche Landregen war der Natur sicher zuträglich, doch die erhofften Schmetterlinge und Wildbienen meiden ihn natürlich. Trotzdem fanden sich rund 25 Naturinteressierte ein, um unter Führung von Dr. Uwe Schlichting den spannenden Zwischenstand auf dem Weg vom Müllberg zum herausragenden Biotop unter die Lupe zu nehmen. Es ist noch keine zehn Jahre her, dass täglich ganze Flotten von Müllfahrzeugen immer neue Berge von Hausmüll nach Künsebeck brachten. Über den stinkenden Hügeln, die von gigantischen Müllraupen hin- und hergeschoben wurden, kreisten Möwenschwärme, aus dem Fuß der Deponie rann eine mit Giftstoffen angereicherte Brühe. Doch mit dem Jahr 1999 endete auch die Verfüllung des Abschnitts II der Künsebecker Mülldeponie – und ganz langsam konnte sich hier dank tatkräftiger Nachhilfe des Menschen – in diesem Fall der Gesellschaft zur Entsorgung von Abfällen Kreis Gütersloh (GEG) neues Leben entwickeln. Wobei man nie vergessen sollte, dass dieses Leben auf etwa 2,5 Millionen Kubikmetern Müll existiert, die über einen Zeitraum von 33 Jahren in den ehemaligen Steinbruch gekarrt wurden.
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Zwischen dem Müll und der heutigen Oberfläche liegen eine wenige Millimeter starke Abdichtplane aus Kunststoff, eine 50 Zentimeter starke Schicht aus Ton und rund 1,5 Meter Kalkschotter. Der Vergleich mit einer dünnen Hautschicht über einem eitrigen Geschwür ist nicht zu weit hergeholt – deshalb ist es die wichtigstes Aufgabe der Deponienachsorge, Verletzungen der Deckschicht zu vermeiden. Deshalb dürfen auf der Fläche auch keine Bäume wachsen, wobei der Einsatz von Schafen als vierbeinige Rasenmäher und notfalls auch regelmäßige Entbuschungsaktionen nötig sind, um dieses Wachstum zu verhindern. Zusammen mit der südexponierten Lage und der Tatsache, dass keine intensiv gedüngten Ackerflächen angrenzen, ergeben sich ganz ungahnte Möglichkeiten für die Spezialisten unter den Pflanzen, die mit solchen Bedingungen zurechtkommen. Wie zum Beispiel die Resede, der schön blau blühende Natternkopf oder auch die Wald-Platterbse. „Gerade der Natternkopf steht bei Wildbienen auf Platz eins der Rangliste“, erklärte Dr. Schlichting, der regelmäßig in Künsebeck zu finden ist. Mit den Pflanzen kommen auch die Spezialisten aus dem Insektenreich in Form von Wildbienen, aber auch Schmetterlingen wie dem selten gewordenen, prachtvollen Schwalbenschwanz. Und sie finden reichlich Nahrung, wie schon der Blick auf die Ränder der Wege über den Deponiekörper zeigt.
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„So könnten viele Straßenränder aussehen“, meinte Dr. Schlichting. Mit der Entwicklung der ehemaligen Mülldeponie ist er zufrieden – zumal das Beste im Prinzip noch bevorsteht. Denn zum einen sind erst etwa 4,5 Hektar des ersten Deponieabschnitts mit der endgültigen Anbdeckung versehen, warten noch weitere gut acht Hektar auf diese Maßnahme. Zum anderen brauchen die Spezialisten in Pflanzen- und Tierwelt Zeit, um den neuen Lebensraum zu besiedeln. Und drittens sorgt die giftige Hinterlassenschaft im Boden dafür, dass der Mensch noch sehr lange Zeit dafür sorgen muss, dass sich hier außer Trockenrasen nicht allzu viel tut. Schon jetzt findet sich hier mit Blick auf die Wildbienen die mit Abstand artenreichste Fläche im ganzen Kreis Gütersloh. Und es ist keine Utopie, dass sie trotz der darunter liegenden Deponie eines Tages als vitaler Bestandteil des Naturschutzgebietes Teutoburger Wald dienen wird – trotz oder auch wegen ihrer Vergangenheit. Â
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Quelle: www.haller-kreisblatt.de