Pfleiderer weicht, Porta wankt
Gepostet in Allgemein von pbadmin am 08. Dezember 2010 Tags: A 33, A33, Entlastungsstraße. Jürgen Keil. Halle Westfalen, GNU, Industriegebiet, Ravenna-Park
Quelle: www.nw-news.de / Gütersloh. Stürzt die mühsam errichtete Basis für den Bau des Porta-Möbelhauses nach nur drei Monaten wieder ein? Die heimischen Umweltverbände haben jedenfalls schwere Bedenken gegen den entscheidenden Punkt im neuen Gewerbeflächenkonzept der Stadt erhoben. Sie sprechen sich gegen das interkommunale Gewerbegebiet in Halle aus. Genau dort will Gütersloh aber dem Druck der Bezirksregierung nachgeben und Ersatz für die 21 Hektar Gewerbefläche schaffen, die auf dem alten Pfleiderer-Gelände mit der Ansiedlung von Porta verlorengehen.
Der Kern ihrer offiziellen Einwendung gegen die geplante Änderung des GEP (Gebietsentwicklungsplan) besteht aus drei Punkten. Erstens wird „mangelhaftes regionalplanerisches Management“ kritisiert, so die Worte von Marion Ernsting, Sprecherin der Gemeinschaft Natur und Umweltschutz (GNU).
Schließlich bestehe nicht allzu weit vom geplanten Standort in Künsebeck entfernt bereits ein interkommunales Gewerbegebiet der Kommunen Borgholzhausen und Versmold. Von den insgesamt rund 72 Hektar dieses Areals seien noch etwa 32 frei. Laut GNU ergibt sich der Planungsanlass wohl eher aus rein lokalen Haller Gründen. Eine besondere Rolle spiele dabei der Bau einer neuen Entlastungsstraße, die solange weite Teile des Durchgangsverkehrs aufnehmen soll, bis die A 33 fertiggestellt ist.
Zweitens vermissen die Verbände eine strategische Umweltplanung. So sei ein zusammenhängender Komplex von Biotopen besonders hoher ökologischen Wertigkeit bedroht und damit ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere, beispielsweise die Brutvogelarten Feldlerche, Rebhuhn und Wachtel. Ernsting wies zudem darauf hin, dass das Areal im GEP als Naherholungsbereich ausgewiesen sei. „Es sollte ursprünglich als Ausgleichsfläche dienen.“
Drittens fehlt den Verbänden ein Nachweis für den Bedarf der zusätzlichen Flächen in einer Größenordnung von etwa 42 Hektar. Wie berichtet, wird Halle von der Bezirksregierung lediglich ein Potenzial von 16 Hektar fürs Gewerbe zugestanden. Nach NW-Informationen appelliert auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) an die Bezirksregierung, bereits ausgewiesene, aber noch nicht genutzte Flächen sowie Industriebrachen stärker in die Bedarfsanalyse einzubeziehen.
Wegen des angekündigten Rückzugs der britischen Streitkräfte fordert die GNU darüber hinaus ein generelles Moratorium bei der Flächenausweisung. Zunächst müssten die freiwerdenden Immobilien inventarisiert und die künftige Nutzung (Konversion) diskutiert werden, so Ernsting. „Wir können doch nicht so tun, als wäre nichts passiert.“
Ursprünglich sollte sich der Regionalrat am kommenden Montag mit den voneinander abhängigen GEP-Änderungen für Halle und Gütersloh befassen. Ein Termin noch in diesem Jahr war stets als zwingend bezeichnet worden, damit das Porta-Projekt nicht verzögert werde.
Jedoch steht das Thema nicht auf der Tagesordnung. Wie Wolfgang Boeck von der Geschäftsstelle des Detmolder Regionalrats auf Anfrage mitteilte, hätten die Unterlagen nicht fristgerecht zwei Wochen vor der Sitzung an die Mitglieder verschickt werden können. Es handle sich um einen schwierigen Sachverhalt, da müsse sehr sorgfältig vorgegangen werden.
Turnusmäßig tagt der Regionalrat erst im kommenden März wieder. Wie gestern bekannt wurde, hat Detmold jedoch einen zusätzlichen Termin anberaumt, und zwar am 31. Januar.