Noch einmal 60 Stellen weniger
Gepostet in Allgemein von am 20. Januar 2015 Tags: Allgemeines, Koyo, Koyo JTekt, kündigungen, stellenabbau
Vier Jahre nach der Übernahme von Timken hat der japanische Mutterkonzern JTEKT seine europäischen Koyo-Werke analysiert und neue Strategien entwickelt. Jetzt wird umstrukturiert. Und davon ist auch das Werk Künsebeck betroffen.
Von Klaus-PeterSchillig
50 Arbeitsplätze sind bereits im bis Ende März laufenden Geschäftsjahr abgebaut worden. »Das reicht leider noch nicht«, sagte am Montag Prokurist und Personalchef Manuel Tellke. Seit Oktober werde deshalb mit dem Betriebsrat verhandelt, wie man die jetzt 580 Köpfe starke Belegschaft noch einmal um 60 Kollegen schrumpfen kann. »Im vergangenen Jahr haben wir zu einem Drittel die natürlich Fluktuation nutzen können. Dabei haben uns die Neuregelungen zur Rente mit 63 geholfen«, ergänzte Tellke. In diesem Jahr könne höchstens ein Viertel der abzubauenden Stellen auf diese Weise reduziert werden. Für die übrigen würden mit dem Betriebsrat andere Maßnahmen ausgehandelt.
Weniger Heizkosten
Auch auf dem 180 000 Quadratmeter großen Firmengelände wird sich etwas tun, um Kosten einzusparen. Mehrere Gebäude, unter anderem das große Lager an der Ecke Bahnlinie und Dürkoppstraße, sollen ganz aufgegeben werden. Produktion und Lagerhaltung sollen im Hauptgebäude konzentriert werden. Dafür werden bereits erste Maßnahmen getroffen, um in den großzügig konzipierten Fertigungs-Hallen den Maschinenpark zusammenzurücken. Unter Dach wird Koyo künftig nur noch 46 000 statt wie bisher 55 000 Quadratmeter heizen und beleuchten müssen.
Alte Maschinen werden dabei aussortiert. »Koyo investiert hier aber auch in neue Anlagen«, sagt Werkleiter Jens Engelbrecht. Die werden in Künsebeck selbst entwickelt und gebaut. Über die nicht mehr benötigten Gebäude und Flächen hat das Unternehmen schon Gespräche mit der Stadt Halle aufgenommen, um sie eventuell als zusätzliches kleines Industriegebiet überplanen zu können.
Im Zuge der europaweiten Umstrukturierungen erfährt das Werk in Künsebeck aber auch eine Neuausrichtung. Nach wie vor werden hier Nadellager gefertigt für die Automobil-Industrie (70 Prozent) und Industrieanwendungen. Gestärkt werde aber auch der Bereich Technologie und Entwicklung. Diese Abteilung wird deshalb aus dem eigenen Gebäude ebenfalls ins Hauptgebäude umziehen. Auch die Ausbildungs-Werkstatt rückt näher an die Produktion.
Zu Technologie und Entwicklung zählt auch der Bereich der Lagerprüfung, die Künsebeck künftig vom Werk in Almere bei Amsterdam übernehmen wird. Hier werden Prototypen Belastungstests unterzogen. Dafür hat Künsebeck die große Lagerhaltung auch für andere europäische Werke an Almere abgeben müssen. »Wir liefern nur noch Produkte aus unserem Werk direkt an Kunden aus. Sobald diese mit Produkten anderer Werke zusammengestellt werden müssen, läuft das über Almere«, erklärt es Jens Engelbrecht.
Fehler wirken nach
»Wäre das Werk noch in Timken-Hand, wäre es schon geschlossen«, sagt der ehemalige Künsebecker Werkleiter Michael Kunow, jetzt Sprecher der Geschäftsleitung und »Manufactoring Director Europe«. Die Fehler von damals gegenüber den Kunden seien nur schwer wieder auszubügeln, meint er konkret zur Situation in Künsebeck. Inzwischen seien aber erste neue Projekte angestoßen. Für 2017 und 2018 erwarte er deutliche Umsatz-Steigerungen.
Künsebeck ist nicht der einzige Koyo-Standort in Europa, der Federn lassen muss. Eins von drei französischen Werken (70 Mitarbeiter) wird ganz dicht gemacht, ein spanisches (60 Mitarbeiter) ebenfalls. Und ein Drittel der Produktion des englischen Werkes wird nach Rumänien verlagert – um Kapazitäten zu konzentrieren.