Mülldeponie wird geschlossen
Gepostet in Allgemein von am 25. April 2015 Tags: Allgemeines, Lokalpolitik, Mülldeponie, Überregional
Über lange Jahre ist über den Betrieb und die Risiken der Kreismülldeponie in Künsebeck politisch heftig debattiert worden. Demnächst wird damit begonnen, das womöglich letzte Kapitel dieses Lagerplatzes für etwa 2,5 Millionen Kubikmeter Hausmüll aus dem Kreisgebiet zu schreiben. Denn es beginnt die Endabdichtung, die zur Rekultivierung des Abfallberges führen soll.
Blick auf die 1999 geschlossene Kreismülldeponie in Künsebeck (links) sowie das Kalkwerk Müller (rechts). Die 2000 aufgetragene provisorische Abdeckung (dunkle Flächen) im Deponiabschnitt II wird in den nächsten Jahren durch eine Rekultivierungsschicht ersetzt, in die auch Kalkmaterial aus dem Werk nebenan eingearbeitet wird. Foto: Ulrich Fälker Die provisorische Abdichtung der Mülldeponie wird Dumper abgefahren. Im Vordergrund (v.l.) GEG-Geschäftsführer Rüdiger Klei, GEG-Techniker Ralf Engelhardt und Detlef Sicke (Baufirma Sudan). Ingenieur Ralf Engelhardt zeigt zwei der Dichtungsschichten. Vertreter der Gesellschaft zur Entsorgung von Abfällen im Kreis Gütersloh (kurz GEG) stellten gestern die Pläne zur technischen Deponieabdichtung vor. In einem ersten Abschnitt über etwa drei Hektar sollen dafür bis November rund 1,5 Millionen Euro investiert werden. In den kommenden Jahren sollen die weiteren noch provisorisch abgedeckten Teilabschnitte für immer dicht gemacht werden,
so dass sich am Ende, wie bereits
im Deponieabschnitt I, sich seltene
Pflanzen und Insekten über beste
Lebensbedingungen auf Magerrasen
freuen und die Schafe ihre
Pflegearbeit verrichten können.
In wenigen Jahren soll die Endabdichtung
und Rekultivierung für
den gesamten, etwa zehn Hektar
großen Deponieabschnitt abgeschlossen
sein. »Wenn der Lückenschluss
der A33 erfolgt, sind
wir schon lange fertig«, lacht Ralf
Engelhardt, Ingenieur bei der GEG
und Bauleiter auf der Deponie. Die
Autobahn soll übrigens Ende 2019
durchgehend befahrbar sein.
1,7 Mio. Kubikmeter Müll
In dem ehemaligen Kalksteinbruch
gibt es zwei Deponien. Die
ältere, knapp fünf Hektar groß,
wurde von 1966 bis 1982 mit rund
750 000 Kubikmetern Haus- und
Gewerbeabfällen verfüllt. Dieser
Abschnitt, der bis 1992 saniert
wurde, ist längst rekultiviert. In
den Randbereichen finden sich
mittlerweile 60 verschiedene Arten
von Orchideen. Die GEG achtet
darauf, dass der Bewuchs nicht
über zwei Meter hoch wird, damit
nicht Wurzelwerk die Deponieabdichtung
beschädigt. Der Deponiekörper,
in dem es natürlich weiterhin
arbeitet, setzt sich nach Aussage
von Ralf Engelhardt um etwa
einen halben Zentimeter im Jahr.
Das Wasser, das als Kondenswasser
im Deponiekörper entsteht
(Engelhardt; »Hier schwitzen die
Bakterien«), wird laut GEG kontinuierlich
überwacht und gereinigt.
Als Sickerwasser im Deponiekörper
fielen schätzungsweise weniger
als 1000 Kubikmeter an.
Im größeren Deponieabschnitt II
(8,1 Hektar groß, rund 1,7 Millionen
Kubikmeter Hausmüll verfüllt)
liegen auch die Sickerwassermengen
mit derzeit 6500 Kubikmeter
im Jahr noch deutlich höher. Aber
sie lagen zu Beginn der provisorischen
Abdichtung mit schwarzer
Weniger Sickerwasser
Folie vor 15 Jahren laut GEGGeschäftsführer
Rüdiger Klei noch
bei 40 000 bis 50 000 Kubikmeter
im Jahr. Früher mussten die Lkw
zur Sickerwässer-Kläranlage in
Rietberg-Westerwiehe noch vier
Mal am Tag fahren. Heute ist dies
der GEG zufolge nur noch vier Mal
die Woche nötig. Ziel ist, dass in
der Zukunft maximal 1000 Kubikmeter
behandlungsbedürftiges Sickerwasser
aus den fünf Sanierungsbrunnen
rund um den Deponiekörper
anfällt.
Die Stilllegungsphase des Deponiekörpers
wird mit etwa 30 Jahren
angesetzt. Solange setzt sich
der Körper immer weiter, bedingt
durch die Zersetzungsarbeit der
Bakterien, derzeit noch um etwa
fünf Zentimeter im Jahr. Dennoch
kann jetzt die technische Deponieabdichtung
beginnen.
In einem ersten Schritt wird auf
der Deponie eine Ausgleichsschicht
aufgebracht, um ein
gleichmäßiges Gefälle herzustellen.
So können die teilweise kleinen
Becken beseitigt werden, die
durch Senkungen des Müllberges
entstanden sind. Die eigentliche
Oberflächenabdichtung besteht
aus einer so genannten Betonitmatte,
einer Kunststoffdichtungsbahn
und einer Drainageschicht.
Die Betonitmatte, ein Gewebe, in
das Tonmaterialien eingearbeitet
sind, saugt Wasser auf. »Das
funktioniert wie eine Pampers-
Windel«, sagt Ingenieur Engelhardt.
Die Kunststoffbahn werde
mit Doppelnaht verschweißt, ihre
Dichtigkeit sei für 100 Jahre Haltbarkeit
getestet. Das kalkhaltige
Material für die Rekultivierungsschicht
bezieht die GEG aus dem
benachbarten Steinbruch des
Kalkwerks Müller. So bleibt es bei
sehr kurzen Wegen.
Ideen für Nachnutzung
Wie die Deponie nach der Rekultivierung
mal genutzt werden
könnte, dazu gab es 2013 einen
Ideenworkshop mit der Stadt,
Künsebecker Bürgern, der Biologischen
Station und Vertretern des
Natur- und Geoparks Terra Vita.
Seinerzeit ging die Nachnutzungs-
Tendenz in Richtung ruhige Naherholung.
Die Alternativen wären
aktive Freizeitnutzung (Fokus auf
Jugendliche) oder wirtschaftliche
Folgenutzung. Ein nächstes Treffen
zum Thema Synergien und
Mehrfachnutzen soll 2016 sein.