Mit dem Projekt »Weltacker in Künsebeck« wird schon seit dem vergangenen Herbst anschaulich für einen achtsamen Umgang mit Ressourcen geworben. Eine der wichtigsten Ressourcen, der Boden selbst, fällt einem dabei meistens nicht direkt ins Auge, obwohl ohne ihn weder Getreide noch Gemüse wachsen würde.
Unter dem Thema »Boden braucht Schutz und Schützer« luden der Evangelische Kirchenkreis Halle und die Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz (GNU) im Kreis Gütersloh nun zu einem Vortrag des Diplom-Geologen Detlef Gerdts ins Gemeindehaus Künsebeck ein. Warum und wie »Der Dreck unter unseren Füßen«, wie Gerdts den Boden scherzhaft nennt, geschützt werden kann, erklärte der Vize- Vorsitzende des Bodenbündnisses ELSA (European Land and Soil Alliance) den mehr als 50 Besuchern. 200 Städte, Kreise und Gemeinden in acht europäischen Ländern gehören dem Bündnis an, das den Schutz des Bodens und die Stärkung des Bodenbewusstseins in der Bevölkerung als Ziele hat.
Denn gesunde Böden sind nicht nur Grundlage des Lebensraums für Mensch, Flora und Fauna, sie sind ebenso Produktionsgrundlage für Land- und Forstwirtschaft, Speicher und Filtermedium für Wasser und vor allem eine endlose und nicht nachwachsende Ressource. Der Flächenverbrauch in Deutschland konnte zwar von 1993 bis 2015 von 120 Hektar neu in Anspruch genommenem Boden pro Tag auf 66 reduziert werden, »Nachhaltigkeitsziel ist es aber bis 2020 auf 30 Hektar pro Tag zu kommen«, sagt Gerdts.
Wie dieses möglich ist trotz des steigenden Bedarfs an Wohnraum und Gewerbeflächen, zeigte der Diplom-Geologe am Beispiel von Osnabrück, das dem Bündnis ELSA angehört. Als Fachbereichsleiter Umwelt und Klimaschutz der Stadt Osnabrück konnte Gerdts dabei auch auf viele eigene Erfahrungen zurückgreifen inklusive einer Geschichte über ein schwedisches Möbelhaus. IKEA verpflichtete sich dort nach 22 Uhr den eigenen Parkplatz aus Schutz für Insekten und Fledermäuse nicht mehr zu beleuchten um am gewünschten Standort bauen zu können. In Künsebeck stieß diese Tatsache auf Überraschung, da viele Bürger schon länger eine Reduzierung der Beleuchtung im Ravenna-Park fordern, sich aber dabei von der Politik im Stich gelassen fühlen. »Man muss mutiger sein« riet Gerdts und weniger Angst vor dem Abspringen potentieller Gewerbetreibenden haben, denn wenn die einmal an einen Standort wollten, könne man sie auch zu Zugeständnissen bringen.
Die Lösung für mehr Bodenschutz erfordert allerdings andere Maßnahmen. In Osnabrück konnten durch Konversionsflächen, klimaneutrale Innenraumverdichtung und Bebauung von ehemaligen Parkplätzen oder Friedhoferweiterungsflächen erste Erfolge erzielt werden. Langfristig hält der Geologe das Nutzen von Marktmechanismen wie einer Koppelung des kommunalen Finanzausgleiches an flächensparendes Bauen anstatt an Einwohnerzahlen, steuerliche Regelungen rund um die Einführung einer Flächennutzungssteuer und ein konsequentes Brachflächenrecycling für sinnvoll.