Das Märchen von der Erbschaft endet mit einem Happy End: Der Verein Lebensbaum – Soziale Hilfen hat einen Lebensraum bekommen. Die Scheune hinter dem ehemaligen Bahnhofsgebäude in Künsebeck ist neuer Standort für das Ambulante Team Steinhagen/Halle und gleichzeitig Ort für Veranstaltungen.
So viel Hilfe wie nötig, so viel »Selbst« wie möglich – auch der Tag der offenen Tür am Mittwoch, 28. Juni, von 11 bis 18 Uhr steht unter diesem Motto. Dann zeigen die gut 30 Mitarbeiter des Vereins den neuen »Hafen« vor. Von diesem laufen täglich 14 Flitzer der gelben Lebensbaum-Flotte aus, um gut 100 hilfsbedürftige Menschen in Halle und Steinhagen zu versorgen.
Zum Hintergrund: Als eine Steinhagenerin dem Pflegedienst, der inzwischen insgesamt rund 300 Mitarbeiter (davon 18 Azubis) beschäftigt, Haus und Geld vererbt hatte und der alte Backstein-Bahnhof in Künsebeck samt Nebengebäude vor der Zwangsversteigerung stand, erkannten Geschäftsführerin Sybille Florschütz und ihr Mitstreiter die Chance. Denn der Standort an der Bielefelder Straße in Steinhagen war 16 Jahre nach dem Start ohnehin zu klein. Zudem fehlten dort Parkplätze. Der Verein kaufte die Immobilie, die Investoren schon abreißen wollten, um Platz zu machen für einen Wohnblock.
»Das wäre schade gewesen um diesen charmanten Backsteinbau. Aber beim ersten Blick in die alte Scheune war ich tief entsetzt«, erinnert sich Sybille Florschütz (55) an den alten Hühnerhof und Mengen von Gerümpel. Ein halbes Jahr habe man nur ausgeräumt. Ihr Mann Rainer Plassmann, Handwerker durch und durch, übernahm die Bauleitung. Tochter Felina und Schwiegersohn Marius legten sich richtig ins Zeug. Andere Familienmitglieder und weitere Helfer packten mit an. Mit viel Eigenleistung und einem Kredit entstand in anderthalb Jahren »in super Lage« ein gut 260 Quadratmeter großes Domizil, das »alles außer – gewöhnlich« ist.
Es bietet auf zwei Etagen Platz genug für Büros, Sozialräume und einen bis unters Dach offenen Veranstaltungsraum für Klienten und Mitarbeiterfeiern, Fortbildungen, Gruppenangebote und Besprechungen. Sybille Florschütz: »Mitarbeiterpflege ist doch ebenso wichtig wie die Pflege der alten Leute«. Der Raum, der zum 30. Geburtstag des Lebensbaums groß genug für eine super Baustellen-Party mit 180 Gästen war, kann ab Juli für ruhige Feiern gemietet werden.
Ende Juni wird übrigens das »Achmann’s« im alten Bahnhof Geschichte sein. Dann hat Gastwirt Achim Ellinger die letzten Sachen gepackt. Die Wohnungen im Obergeschoss sind an Lebensbaum-Mitarbeiter vermietet. Und aus der Wirtschaft soll jetzt ein Café werden. Sybille Florschütz: »Wir suchen einen Betreiber.«