Künsebecker Kalkofen soll weiter brennen
Gepostet in Allgemein von Freddy am 23. September 2010 Tags: Allgemeines, Kalkofen, Kalkwerk, Müller, Steinbruch
Überzeugungsarbeit mit Gutachten, Gesprächen und Fakten zum Thema Kalkabbau
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Die Frontstellung beim Thema Erweiterung Steinbruch Müller in Künsebeck scheint eindeutig: auf der einen Seite die betroffenen Anwohner und die Umweltverbände beim Schutz der Natur, auf der anderen die Steinbruchbetreiber bei ihrem Streben nach Profit. Doch die beiden Kalkwerk-Geschäftsführer Henrik Müller und Thies Knoll haben keine Lust auf die Schurkenrolle in diesem Stück.
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Im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt wiesen sie auf einige Fakten hin, die aus ihrer Sicht in der bisherigen Diskussion zu kurz gekommen sind. Zum Beispiel den Anteil ihrer Jahresproduktion von rund 100- bis 120 000 Tonnen Kalkerzeugnissen, der regional abgesetzt wird. Im Moment werden zum Beispiel ganze Treckerladungen gebrannnten Kalks zur Düngung heimischer Felder von landwirtschaftlichen Lohnunternehmen abgeholt. Gebrannter Kalk sei ohnehin ein entscheidendes Stichwort in der Debatte. „Unser Ofen arbeitet natürlich im 24-Stunden-Betrieb. Unsere Firma aber nicht“, reagiert Diplom-Ingenieur Thies Knoll auf Befürchtungen, die zu große Belästigungen vom Betrieb eines Steinbruchs erwarten, wenn die Erweiterung genehmigt werden sollte. Trotz der Tatsache, dass potenzielle Erweiterungsflächen als FFH-Gebiete besonders geschützt sind, sieht das Unternehmen sich bei seinen Bemühungen nicht chancenlos. Denn im Gebietsentwicklungsplan sind zum Teil dieselben Flächen als Gebiet zur Rohstoffgewinnung augewiesen. Ein Widerspruch, der auch planungsrechtlich gelöst werden müsse, finden Müller und Knoll. Als Stoßrichtung für die Erweiterung bleibt aus ihrer Sicht nur der Osten. Damit stieße der Kalkabbau in das Tal vor, in dessen Mitte der Ascheloher Weg liegt. „Der von uns benötigte hochwertige Kalk findet sich nur im Zentrum des Kalkzuges“, erläutert Henrik Müller, warum der Steinbruch nicht Richtung Süden erweitert werden kann. Den richtigen Kalk gäbe es auch etwas weiter westlich – zwischen Halle und dem Hesseltal. „Die Abbaumengen aus dem Steinbruch Foerth hätten uns für 30 Jahre genügt“, sagt Knoll. Von den Verkaufsabsichten habe man aber erst erfahren, nachdem der Steinbruch in den Besitz von Rheinkalk übergegangen war. Mit einem Marktanteil von bis zu 65 Prozent dominiert dieses Unternehmen den deutschen Markt für Branntkalk. Der Brennofen bei Foerth wurde abgebaut, das Kalkgestein wird nun zu Schotter verarbeitet und darf vom neuen Pächter nicht an Kalkbrenner verkauft werden. Das Künsebecker Kalkwerk ist ein vergleichsweise kleiner Marktteilnehmer – allerdings setzen die Besitzer viel Mühe daran, noch einige Jahre teilnehmen zu können. Dazu lassen sie zum Beispiel Gutachten erstellen über mögliche Ausgleichsmaßnahmen für die geplanten Eingriffe, suchen das Gespräch mit den Kritikern und sammeln Argumente. Wie zum Beispiel beim Reizthema Sprengungen. „50 Sprengungen führen wir hier durch – pro Jahr“, betont Henrik Müller. Und dabei kämen nur sehr geringe Sprengstoffmengen zum Einsatz. Wichtig ist ihnen auch, dass der Steinbruch zwar Richtung Ascheloher Weg wachsen soll, die Anlagen zur Veredelung aber natürlich dort bleiben, wo sie jetzt sind. Die Störungen seien gering, weil die Wohnbebauung relativ weit entfernt ist. „Wir hinterlassen keine Industriebrache, sondern wertvolle Biotope“, betont Müller. Das hätten vielfältige Untersuchungen im abgebauten Steinbruchteil bestätigt. Der extreme Lebensraum ziehe schon jetzt viele seltene Arten an.
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Quelle: www.haller-kreisblatt.de / Haller Kreisblatt