Insbesondere auf extensiv genutzten Grünlandflächen und an Straßenrändern hat sich das Jakobskreuzkraut in den letzten Jahren stark vermehrt. Die Pflanze produziert Giftstoffe, um sich selbst vor Fraß zu schützen. „Die giftigen Stoffe können bei Tieren über konserviertes Futter wie Heu und beim Menschen beispielsweise über Honig zu potenziellen Gesundheitsgefährdungen führen“, erklärt der städtische Umweltingenieur Stephan Borghoff.
Klassische Verfahren wie Mähen, Mulchen, Umbruch, Ausreißen oder Herbizideinsatz beschränken sich in ihrer Wirkung oft nicht auf das Jakobskreuzkraut und gefährden dadurch schützenswerte Grünlandvegetation oder sind nur eingeschränkt wirksam.
Die Stadt Halle plant auf den extensiven Grünlandflächen im Bereich Ravennapark einen alternativen Weg zur Eindämmung der unerwünschten Pflanzenart. Dabei wird mit dem Blutbären – der Raupe eines Schmetterlings – ein natürlicher Gegenspieler auf den betroffenen Flächen kultiviert und das Kraut somit verdrängt.
Der Blutbär legt seine Eier zwischen Ende April und Ende Juni auf den Pflanzen des Jakobskreuzkrautes ab. Die geschlüpften „Raupen-Nimmersatt“ fressen die Pflanze herunter und verhindern die Samenbildung, wodurch die Pflanze abstirbt. Bei hoher Raupendichte kann der Kahlfraß ganzer Bestände des Kreuzkrautes erreicht werden. Zum Ende ihrer Entwicklung graben sich die Raupen zur Verpuppung in die obersten Bodenschichten ein, wo die Puppen bis zum Schlupf der Falter im nächsten Frühjahr überwintern und der Kreislauf erneut beginnen kann.
Um entsprechend hohe Raupendichten zu erreichen, gilt es, den Blutbären in seiner Ausbreitung und Vermehrung zu unterstützen. Dies geschieht durch das gezielte Absammeln von Raupen auf Spenderflächen und die Ansiedlung auf den Zielflächen. So konnte auf den Testflächen das Jakobskreuzkraut innerhalb von drei bis vier Jahren entscheidend zurückgedrängt werden.
„Ein Mähen oder Mulchen der Flächen in der Zeit der Raupenentwicklung würde allerdings den Erfolg der Vorgehensweise in Frage stellen, weil damit auch gleichzeitig der Raupenbestand vernichtet würde“, sagt Stephan Borghoff, den derzeit zahlreiche Fragen zum Thema Jakobskreuzkraut erreichen.