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Dolch-Fragment gibt Rätsel auf

Gepostet in Allgemein von am 27. Februar 2015 Tags: , , , , , ,

2015-02-27-020-HKS-001Aus dem heutigen Haller Kreisblatt, Teil Steinhagen – da Schnatweg Grenze zu Künsebeck.

Steinhagen. Begeisterung schwingt in der Stimme von Archäologe Johannes Glaw mit: Nachdem die Untersuchung des Hügelgrabes auf der A 33-Trasse 2012 hinsichtlich Artefakten erfolglos war, wurde per Zufall doch noch etwas gefunden: ein Stück eines bronzezeitlichen Dolches. 3500 Jahre hatte es in der Erde gelegen. Vor Beginn der Baumaßnahmen der A 33 hatten Archäologen das Trassengelände untersucht, weil in der Nähe bereits bekannte Grabhügelfelder liegen. 2012 wurde dabei sogar ein bronzezeitlicher Hügel am Schnatweg ausgegraben, der im Bereich einer Zufahrt lag – allerdings ohne nennenswerte Funde mit Ausnahme der Scherbe eines kleinen Gefäßes. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat es im Herbst ganz unerwartet doch noch einen beachtlichen Einzelfund gegeben: das Fragment eines bronzezeitlichen Dolches. „Das ist etwas ganz Besonderes“, begeistert sich der Gütersloher Stadtarchäologe Johannes Glaw. Er organisiert die Bemühungen im Kreisgebiet. „Das ist das älteste Metallobjekt überhaupt, das bisher aus Steinhagener Boden geborgen wurde.“ Gefunden wurde das Artefakt bereits im Oktober vom Rhedaer Hobby-Archäologen Bernd Buschmann bei einer Begehung der planierten Trasse am Fuße eines Lärmschutzwalles, der aus dem zuvor abgeschobenen Erdreich errichtet worden war. Bei den Trassenarbeiten hatten Bagger das Erdreich aufgewühlt, wodurch das Stück vermutlich weit nach oben, nah an die Oberfläche gekommen sei. Mit der Meldung wurde vorerst gewartet. „Bei so etwas halten wir uns immer erst zurück“, sagt Glaw. „Erst wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind und wir das Objekt eindeutig zuordnen können, geben wir Bescheid. Jetzt ist die Information aber absolut dicht.“ Das 4,8 Zentimeter hohe Stück ist Teil der vormaligen Griffplatte eines bronzezeitlichen Dolches. Sichtbar sind darauf drei markante Mittelrippen, die auf Vorder- wie Rückseite in gleicher Weise hervortreten. Ehemals war die Griffplatte durch mehrere Nieten mit dem heute fehlenden Griff aus vermutlich organischem Material verbunden. „Funde von Dolchen sind im ostwestfälischen Raum ausgesprochen selten“, erklärt Glaw. „Münzen findet man schon mal.“ In ganz OWL seien erst zwei ähnlich alte Dolchfragmente gefunden worden. Eines ist seit 100 Jahren verschollen, das andere, erhaltene stamme aus Petershagen und sehe vollkommen anders aus. Von daher fehle auch ein entsprechendes Pendant, so dass hinsichtlich der typologischen Einordnung auf Dolchfunde aus anderen Regionen Bezug genommen werden muss. Drei Mittelrippen weisen dabei nur sehr wenige Exemplare auf, so Dolchklingen der Variante »Buchholz« (Abbildungen), benannt nach einem Ort in Niedersachsen. Bislang war dieser Dolchtypus nur aus Gräbern in der Lüneburger Heide bekannt, so dass es sich hier in Steinhagen um den bisher südwestlichsten Fundpunkt handelt. Unabhängig davon ist die Datierung des Fundes, denn Dolche sind als frühbronzezeitliche Waffen eine typische Grabbeigabe in Männergräbern der sogenannten Hügelgräber- Bronzezeit. Also dürfte das Fragment aus der Zeit um 1500 vor Christus stammen. „Auch wenn das Stück etwa 500 Meter südlich von »Deterts Heide « gefunden wurde, spricht alles dafür, dass es aus einem dortigen Hügelgrab stammt“, sagt Glaw. „Vermutlich gehörte es dem dort beerdigten lokalen Führer oder Stammesältesten.“ Allerdings bringe das Fundstück ein großes Rätsel mit sich: „Wie ist es hierher gekommen?“ Der Ort Buchholz liegt rund 200 Kilometer entfernt, vor 3500 Jahren eine große Distanz. Wie sich die gestalterischen Ähnlichkeiten so weit verbreiten konnten, bleibt vorerst ungeklärt. Bronzezeitliche Hügelgräber sind im Altkreis nichts Unbekanntes. Rund 40 Stück existierten nach Johannes Glaws Einschätzung allein auf der Strecke von Quelle bis Halle. Die wenigsten seien allerdings noch sichtbar, weil viele von Landwirten übergepflügt oder abgegraben worden seien. Auch Grabräuber spielten schon seit Jahrhunderten eine Rolle. »Deterts Heide« ist ein Grabhügelfeld von vormals mindestens zwölf Grabhügeln (nach Berichten aus dem Jahr 1898), die leider inzwischen fast alle verschwunden sind. Das Stück darf der (lizenzierte) Finder nach der wissenschaftlichen Untersuchung übrigens behalten – für Ausstellungen wird er es aber verleihen, so die Absprache.