Sie sitzen in ihren roten Kapuzenpullovern im Halbkreis und schauen konzentriert auf ihre Notenblätter. Doch sobald sich der Taktstock hebt, rauscht eine spürbare Freude durch die jungen Instrumentalisten der »ASE Música«, und ihre Leidenschaft für das Musizieren ist vom ersten Ton an hörbar.
Zum Auftakt seiner Deutschlandtournee hat das Kinder- und Jugendorchester des ökumenisch-sozialen Zentrums Acción Social Ecuménica (ASE) aus einem Armenviertel von Buenos Aires am Sonntag im Gottesdienst im Evangelischen Gemeindehaus Künsebeck gespielt. Musikprojekt ist Teil einer Partnerschaft
Mehr als 100 Besucher erleben die argentinische Gruppe, in der Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 21 Jahren musizieren. Das Musikprojekt ist Teil der diakonischen Arbeit der südamerikanischen Partnerkirche der westfälischen Kirche am La Plata (Iglesia Evangelica del Rio de la Plata). Die Partnerschaft besteht schon seit über 50 Jahren. Die Kirche wurde 1899 von deutschsprachigen Einwanderern gegründet, heute vereinigt sie 42 Gemeinden in Argentinien, Paraguay und Uruguay.
Der Künsebecker Ortspfarrer Christian Stephan, der selbst von der Kirche am La Plata stammt, gestaltet zusammen mit dem Haller Pfarrer Nicolai Hamilton und dem mit der Musikgruppe angereisten argentinischen Pfarrer Sabino Ayala den Gottesdienst, in dessen Zentrum neben dem Orchester auch eine bilinguale Predigt zur Heilung eines Blinden aus dem Markus-Evangelium steht. Christian Stephan übersetzt die Rede seines Kollegen, der die nicht wundersam plötzlich, sondern in mehreren Schritten erfolgende Heilung des Blinden durch Jesus mit der Arbeit des ASE vergleicht. »Es ist eine Geschichte, ein langer Weg, auf dem Gott die Menschen begleitet, die gemeinsam den Weg zur Heilung beschreiten«, sagt Sabino Ayala. Projekt soll neue Perspektiven ermöglichen
In Buenos Aires leben 34 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, die Hälfte mit zwei Millionen Kinder und Jugendliche. Mit dem ökumenisch-sozialen Zentrum sollen Kindern, Jugendlichen und Familien neue Perspektiven ermöglicht werden. »Für viele ist dies die erste Möglichkeit überhaupt, so eine Reise zu unternehmen«, sagt Pfarrer Ayala zur Deutschlandtournee des Orchesters. Im gemeinsamen Musizieren erleben die Kinder, dass ihre Talente wertgeschätzt werden. Mit der Reise sollen die Erfahrungen vertieft werden. Zustande kam sie nach einem Besuch von Präses Annette Kurschus im Jahr 2016, die »ASE Música« bei einer Reise der Kirchenleitung nach Südamerika kennenlernte und als begeisterte Cello-Spielerin das Ensemble nach Deutschland einlud. Weitere Auftritte in Gütersloh und Bielefeld
Noch bis zum 23. Februar tourt die Gruppe mit 25 Personen durch Nordrhein-Westfalen, Unterkunft findet sie in dieser Zeit im Kolpinghaus in Bielefeld. Insgesamt sind zehn Auftritte geplant. Bereits am heutigen Montag um 19 Uhr wird das Orchester beim Gemeindeabend in der Bielefelder Matthäuskirche auftreten, am Dienstag geben die Musiker in der Bielefelder Jakobus-Kirche um 19 Uhr ein Konzert. Weitere Auftritte sind für Dienstag, 20. Februar, 16 Uhr im Städtischen Gymnasium Gütersloh sowie am Mittwoch, 21. Februar, 19.30Uhr in Bielefeld im Gemeindehaus an der Neustädter Marienkirche auf Einladung des Lions Club Bielefeld angesetzt.