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Bremst Naturschutz Steinbruch-Ausbau?

Gepostet in Allgemein von am 05. Juli 2012 Tags: , , , , ,

Seit sechs Jahren ist eine flächige Erweiterung des Steinbruchs im Gespräch, obwohl der Konflikt mit dem Naturschutz absehbar war. Vor vier Jahren haben sich die Betreiber des Kalkwerkes schon mit allen beteiligten Fachbehörden zusammengesetzt, um das Vorhaben gemeinsam zu entwickeln. Wie das WESTFALENBLATT berichtet hat, soll der Steinbruch um 100 Meter von der bisherigen Abbaukante in Richtung Amshausen voranschreiten. Ziel ist es, noch genug Potential für insgesamt 25 Jahre Kalkabbau zu haben. Der eigentliche Antrag ist im Oktober vergangenen Jahres gestellt worden. Buchen statt Nadelwald Erweitert werden soll der jetzt 16,8 Hektar große Steinbruch um knapp 4,6 Hektar, wie die Landschaftsarchitekten Sven Nadolny und Rainer Brokmann im Haller Rathaus berichteten. Davon sind 2,8 Hektar Wald, 1,8 Hektar Grünfläche. Rund elf Hektar Fläche sind für Ausgleichsfläche vorgesehen: Nadelwald soll schon im Vorfeld der Erweiterung in hochwertigen Buchenwald verwandelt werden, artenreiche Magerwiesen sollen quasi versetzt werden.

Fledermäusen will man Ersatzquartiere anbieten. Strittig ist vor allem die Absicht, auch 30 Meter vom Hellberg abzubauen, dort, wo nicht nur das Leberblümchen wächst, sondern wo sich auch seltene Orchideenund Enzianbestände finden. Doch genau dort liegt auch das hochwertigste Steinmaterial. Jede Menge Fachgutachter haben die geplante Erweiterung und damit den massiven Eingriff in die Landschaft aus ihrem Blickwinkel betrachtet. Hydrogeologen, Schallschutztechniker, Spezialisten für Fauna und Flora, Staubgutachter, Sprengstoff-Experten haben die Planungen begleitet.

Das Büro Kortemeier Brokmann hat FFHVerträglichkeit und Artenschutz geprüft und das ganze Paket einschließlich Rekultivierungsplan Dienstagabend im Haller Umweltausschuss vorgestellt. Denn die Stadt muss das gemeindliche Einvernehmen erteilen. Doch genau damit haben die Politiker Probleme. Denn die Bezirksregierung hat für Zeitdruck gesorgt: Zu dem erst seit zehn zehn Tagen vorliegenden Antrag samt allen Unterlagen muss die Stadt bis zum 16. Juli eine Stellungnahme abgeben. Und der Erörterungstermin bei der Bezirksregierung in Detmold ist schon für den 4. September geplant – sofort nach den Sommerferien. Kreis sagt Nein »In dieser Form mit der Stadt umzugehen, ist eine grobe Missachtung unserer Planungshoheit«, zürnte SPD-Politikerin Ulrike Sommer im Hinblick auf die angrenzende Wohnbebauung und auf die Frage, ob die geplanten »schönen Ausgleichsmaßnahmen« von einer unabhängigen Stelle kontrolliert werden. Für die Grünen lehnte Dieter Jung den Eingriff in das Naturschutz- und FFH-Gebiet (Flora, Fauna, Habitat) rigoros ab. »Beantragt werden sogar 2,6 Hektar mehr als im Regionalplan vorgesehen«, sagte er und riet dazu, sich als Stadt an der Stellungnahme der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises zu orientieren.

Der Kreis, der ebenfalls kurzfristig eine Erklärung zu den Plänen abgeben musste, hält zumindest im Bereich des Hellberges eine Erweiterung für nicht vertretbar. Aufgrund der hohen Wertigkeit des Gebietes für den Naturschutz habe man bereits vor Jahren im Kalksteingutachten und im Regionalplan auf eine Ausdehnung in den Hellberg verzichtet. Dieter Jung bezweifelte, dass es tatsächlich in einem Jahrzehnt gelingt, Nadel- in Buchenwald zu verwandeln. Dabei sei auch viel Wunschdenken, sagte er. »Wenn wir es ablehnen, müssen unsere Gründe gerichtsfest sein«, sagte Ulrike Sommer, während Bauamtsleiter Jürgen Keil darauf hinwies, dass alle Fachbehörden beteiligt seien. Skeptisch zeigte sich auch Reinhard Schacht (CDU). »Es kostet richtig Geld, Hauwald zu entwickeln.« Die Anwohner, die schon vor zwei Jahren Unterschriften gegen die Erweiterungspläne gesammelt haben, haben Bedenken wegen der Wohnqualität, des Lärms und der Sprengungen. »Mitunter wackeln die Tassen im Schrank«, machte Eberhard Schwarck auf die unterschiedliche Intensität der Sprengungen aufmerksam.

Quelle: WESTFALEN BLATT / www.westfalen-blatt.de