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36 Jahre lang Vertrauen genossen

Gepostet in Allgemein von am 08. Juli 2016 Tags: ,

andyQuelle: WESTFALEN BLATT / www.westfalen-blatt.de

Er ist der dienstälteste Pastor im Kirchenkreis Halle. Doch irgendwann ist auch für Andreas Aland Schluss. Nach fast 36 Jahren in Künsebeck hängt der Gemeindepfarrer am Sonntag seinen Talar an den Nagel.

 

»Es ist schön, den Staffelstab an jemand jüngeren weiterzugeben«, sagt Aland. Denn eigentlich hätte er noch anderthalb Jahre arbeiten können, scheidet jedoch freiwillig aus seinem Amt. Es sei nun eben Zeit für frischen Wind in Künsebeck, findet der Pastor. Er ist sich sicher, mit dem argentinischen Pfarrer Christian Stephan einen passenden Nachfolger gefunden zu haben: »Ich bin voller Vertrauen, dass er die kirchliche Arbeit im wirklich guten Sinn fortgeführt.«

 

Diese Arbeit hatte Aland zuvor maßgeblich gestaltet und geprägt – genau genommen über die vergangenen 36 Jahre. 1980 kam der junge Familienvater, der in Halle/Saale geboren ist und in Münster zur Schule ging und studierte, frisch aus Recklinghausen. Dort arbeitete er als Vikar. Im Haller Ortsteil fanden der damals 28-Jährige und seine Frau Sabine eine neue Heimat. »Die Künsebecker haben mich von Anfang an mit offenen Armen empfangen«, erinnert sich Aland. So entstand schnell eine große Vertrauensbasis. »Das ist ein großer Vorteil in meinem Beruf«, betont der dreifache Familienvater. »Man kann ganz anders aufeinander zugehen und miteinander reden.«

 

Jugendarbeit etabliert

 

Als der junge Pastor vor 36 Jahren seine Arbeit aufnahm, sah er seine Aufgabe vor allem darin, der bis dato nicht existenten Kinder- und Jugendarbeit Leben zu verleihen. Über die Konfirmanden ist ihm das Vorhaben gelungen. Zusammen mit einem engagierten Helferkreis ging Aland viele Aufgaben an: Weihnachtsstücke für die Älteren, Kindergottesdienste oder Kinderbibelwoche. Die habe er damals als erster im ganzen Kirchenkreis eingeführt und begrüßte täglich etwa 150 Kinder.

 

Zudem habe der Pastor immer versucht, die Arbeit für die Älteren zu intensivieren. Aland übernahm Haus- und Krankenhausbesuche und die Frauenhilfe. In den vergangenen acht Jahren kam die Betreuung von Haus Eggeblick und vom Marienheim hinzu. Diese beiden Schwerpunkte hätten sich automatisch aus seiner Arbeit ergeben, betont der 63-Jährige. »Mir war immer wichtig, mit Menschen zu arbeiten, auf ihre Bedürfnisse einzugehen und die christliche Botschaft zu verkünden.«

 

»Ein Pfarrer allein kann nur ganz wenig bewegen, wenn er es nicht schafft, ehrenamtliche Helfer zu finden. Denen bin ich zu tiefstem Dank verpflichtet«, betont Aland. »Ohne ehrenamtliche Arbeit ist das Leben in einer Kirchengemeinde nicht denkbar.«

 

Neben dem Helferkreis hebt er die Presbyter Edeltraut Schlüter und Matthias Jörke heraus, die nicht nur die Gemeindebücherei und Frauenhilfe unterstützen, sondern sich für Flüchtlinge engagieren, die im Gemeindehaus untergebracht sind. »Es ist selbstverständlich, dass die Gemeinde Menschen in Not hilft«, bekräftigt Aland.

 

Am kommendem Sonntag, 10. Juli, hält der Pastor nun seinen Abschiedsgottesdienst im Neuen Gemeindehaus in Künsebeck. Im Ruhestand hofft der begeisterte Tennis- und Tischtennisspieler, wieder mehr Sport treiben zu können. Er ist gar seit nahezu 35 Jahren Mitglied beim SC Halle. Ansonsten liest Künsebecks Gemeindepfarrer in seiner Freizeit gerne: Belletristik, historische Bücher aus Antike und Mittelalter oder Theologisches. Doch zunächst erwartet ihn die Hausarbeit. »Meine Frau arbeitet noch. Ich werde also Hausmann – mit allen Aufgaben und Pflichten«, sagt der dreifache Großvater, der erfüllt auf seine Arbeit zurückblickt: »Der Beruf des Pfarrers ist anstrengend und zeitintensiv, aber auch sehr schön. Ich würde ihn jederzeit wieder wählen.«