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Startschuss für die Notlösung

Gepostet in Allgemein von am 30. Oktober 2014 Tags: ,

strasseneuVon einem „Meilenstein“ wurde zuletzt häufiger geredet. Halles Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann hat diesen Begriff benutzt, ebenso die Bezirksregierung Detmold in einer Pressemitteilung (das HK berichtete). Beide sprachen von der Freigabe der Entlastungsstraße am Freitag. Über den Schnatweg und die Tatenhausener Straße wird der Schwerlastverkehr ab 7,5 Tonnen künftig an der Haller Innenstadt vorbeigeführt – ein Grund zum Feiern, meinen Planer und Stadtverwaltung. Doch ob die Entlastungsstraße ihren Namen verdient, wird längst heftig diskutiert.

 

„Verschaukelt“ fühle er sich, schrieb der Haller Jörg Meyer zu Theenhausen dem HK in einem Leserbrief. „Beschämend“ nennt Michael Haase die Wortwahl „Meilenstein“ in seiner Zuschrift, die uns gestern erreichte. Unter anderem in sozialen Netzwerken hat sich nun eine intensive Debatte entsponnen. Ihr Kern: Warum wird nur der Schwerlastverkehr ab 7,5 Tonnen um Halle herumgeführt, warum nicht der gesamte Fernverkehr? Diese Frage klingt zunächst einmal logisch, aber so einfach liegen die Dinge nicht, wie Wolfgang Hildebrandt, stellvertretender Leiter des Straßenverkehrsamtes in Gütersloh, auf Anfrage des HK erklärt: „Die B 68 ist nach Straßenrecht eine Bundesstraße: Ihre Aufgabe ist es, überregionalen Verkehr aufzunehmen, auch als Durchgangsverkehr wie in Halle.“

 

Dafür sei die Straße auch bautechnisch explizit ausgelegt. Sie für andere Zwecke umzuwidmen, habe quasi keine Aussicht auf Erfolg. „Zumindest so lange nicht, bis eine leistungsfähigere Alternative wie die A 33 zur Verfügung steht“, sagt Hildebrand.

 

Also müsste das Problem doch über eine Beschilderung zu lösen sein. Nein, sagt Hildebrandt auch hier. „Die Nah- und Fernziele, die auf einer Bundesstraße ausgewiesen werden, sind durch das Bundesverkehrsministerium festgelegt – eine Änderung ist ebenfalls unrealistisch.“ Dass zumindest der Schwerlastverkehr ab 7,5 Tonnen per Beschilderung an Halle vorbeigeführt werden kann, ist einem Hintertürchen zu verdanken: dem Luftreinhalteplan Halle der Bezirksregierung Detmold. „Er erlaubt es uns, die größten Luftverschmutzer rauszunehmen“, erklärt Hildebrandt. Und das durch die Freigabe der Entlastungsstraße ab morgen endlich auch aus beiden Fahrtrichtungen: Osnabrück und Bielefeld.

 

Dennoch bleibt die Entlastungsstraße ein Provisorium, wie Hildebrandt betont: „Diese Straße könnte den gesamten Fernverkehr, der derzeit durch Halle fließt, auch gar nicht verkraften.“ Nicht zuletzt wegen der vielen Abbiegevorgänge am Schnatweg, der Tatenhausener Straße und der Westumgehung, die nötig werden (siehe Info).

 

Mittelfristig dürfte die Bundesstraße 68 ihren Status allerdings verlieren, wie Wolfgang Hildebrandt schätzt: „Entscheiden muss das natürlich der Bund, aber wenn die A 33 da ist, dürfte wenig Interesse bestehen, diese Straße weiter zu unterhalten.“ Dem Land werde es wohl ähnlich gehen, weshalb irgendwann Kreis oder Stadt Halle vor der Frage stünden, die Ortsdurchfahrt zu übernehmen. „Das verursacht natürlich Kosten, gibt der Kommune – wie am Beispiel Dissen zu sehen – aber auch Gestaltungsmöglichkeiten für die Verkehrsberuhigung.“

 

Bis der Fernverkehr endlich aus dem Haller Zentrum verschwindet, dürfte es also noch bis zum für 2019 avisierten A 33-Lückenschluss dauern.

 

¦ Morgen ab 11 Uhr wird zweifach gefeiert: Die Eröffnung des Gewerbegebietes Ravenna-Park und die feierliche Freigabe der Entlastungsstraße. In einem eigens aufgebauten Zelt an der Straße Ravenna-Park werden unter anderem NRW-Verkehrsminister Michael Groschek und Landrat Sven-Georg Adenauer sprechen. Interessierten Beobachtern sei gesagt: Die Freigabe der Entlastungsstraße wird nicht an den Anschlussstellen Schnatweg oder Tatenhausener Straße erfolgen, sondern in Höhe der Gerry-Weber-Baustelle im Ravenna-Park.